(Foto von Afif Ramdhasuma auf Unsplash)
Streit und Konflikte gehören (leider) zum Arbeitsalltag dazu, egal wie harmonisch ein Team ist. Entscheidend ist jedoch, wie wir damit umgehen und ob wir in der Lage sind, daraus gestärkt hervorzugehen. Das gilt nicht nur für uns, sondern für das gesamte Team. Wie stellen wir das am besten an?
1. Verstehen, was hinter dem Konflikt steckt
Zunächst müssen wir uns bewusst machen, dass hinter jedem Streit unterschiedliche Interessen und Emotionen stehen. Oft geht es gar nicht um das, was auf den ersten Blick offensichtlich ist, sondern um tieferliegende Themen wie Anerkennung, Wertschätzung, Angst oder Unsicherheit. Jeder Mensch lässt äußere Einflüsse durch den Filter ihrer/seiner eigenen Erfahrungen laufen. Das muss automatisch zu unterschiedlichen Bewertungen führen, denn jede/r hat nun mal im Laufe des Lebens unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Deswegen sollten wir nicht sofort in die Verteidigung gehen, sondern erst einmal fragen: Was steckt wirklich hinter dem Konflikt?
Eine gute Methode ist, aktiv zuzuhören und offene Fragen zu stellen. Wenn wir wirklich verstehen wollen, was die/den anderen bewegt, sollten wir nicht nur auf die Worte hören, sondern auch auf den Tonfall und die Körpersprache achten. Vielleicht erfahren wir dabei Dinge, die wir bisher nicht gesehen haben – und die helfen uns, den Konflikt besser zu lösen.
2. Den richtigen Zeitpunkt und Ort für das Gespräch wählen
Nicht jeder Moment ist geeignet, um einen Konflikt zu klären. Im Eifer des Gefechts, wenn die Emotionen hochkochen, erreichen wir selten eine konstruktive Lösung. Daher ist es wichtig, einen passenden Zeitpunkt und Ort zu wählen, um den Konflikt anzusprechen. Das könnte zum Beispiel ein ruhiges Gespräch unter vier Augen sein, abseits vom Trubels des Arbeitsalltags.
Wenn wir uns dafür entscheiden, sollten wir uns gut vorbereiten. Überlegen wir uns vorher, was unser Ziel ist und wie wir es klar und verständlich kommunizieren können. So vermeiden wir Missverständnisse und können sachlich bleiben, auch wenn das Thema brisant ist.
3. Lösungsorientiert und respektvoll bleiben
Wenn das Gespräch dann stattfindet, ist es entscheidend, dass wir nicht in alten Gräben wühlen, sondern den Blick nach vorne richten. Es bringt nichts, ständig (alte) Vorwürfe zu wiederholen. Stattdessen fragen wir besser: „Wie können wir gemeinsam eine Lösung finden?“
Dabei ist es wichtig, die angesprochene Person wertzuschätzen, den Konflikt jedoch offen und wertfrei anzusprechen. Formulierungen wie
- Warum hast du …?
- Wie konnte dir … passieren?
gehören in die Abteilung „Anklage“ und führen automatisch dazu, dass Rechtfertigungspositionen eingenommen werden, idealerweise noch mit dem Verweis auf andere Personen.
Bessere Formulierungen sind
- Findest du es gut, dass … passiert ist?
Diese Frage regt die Selbstreflektion an und mit der Folgefrage
- Was gedenkst du zu tun, damit … nicht wieder vorkommt
(und wie kann ich dich dabei unterstützen)?
ist der Blick nach vorn in die Zukunft gerichtet. Die Vergangenheit lässt sich erfahrungsgemäß nicht mehr ändern.
Wenn keine eigenen Ideen zur Korrektur kommen, kann es helfen, konkrete Vorschläge zu machen und gemeinsam zu überlegen, welche Kompromisse möglich sind. Dabei sollten wir immer respektvoll bleiben und die Perspektive des anderen ernst nehmen. Denn wenn beide Seiten das Gefühl haben, dass ihre Anliegen gehört und respektiert werden, fällt es viel leichter, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Allerdings werden „fremde Vorschläge“ häufig nur „äußerlich“ akzeptiert – es wird nicht wirklich mit Überzeugung daran gearbeitet, weil es keine eigenen Ideen sind.
Hilfreich ist schließlich, immer in der eigenen Wahrnehmung zu bleiben
- Mir geht es schlecht damit, wenn …
- Ich finde, dass wir …
- Ich habe beobachtet, dass …
Konflikte im Job lassen sich nicht immer vermeiden, aber so können wir besser damit umzugehen. Übrigens, im privaten Umfeld funktionieren die vorgenannten Mechanismen genauso. Ich wünsche dir für zukünftige Streitgespräche viel Erfolg und vor allem konstruktive und nachhaltige Lösungen.
Lies dazu auch folgende Blog-Artikel:
- #27 Das Gespräch mit Mitarbeitenden (mit Handout)
- #30 Wie tadele ich richtig?
- #95 Was tun gegen schlechte Stimmung im Team?
- #118 Warum streiten Menschen überhaupt miteinander?
Hier noch das passende Zitat einer Teilnehmerin:
Sowohl beruflich als auch privat habe ich viel aus dem Seminar mitgenommen. Ich bin heute selbstreflektierter und werde weiter an mir arbeiten. Es hat mich überrascht, wie die 6 Seminartage mich verändert haben. Ich nehme mir jetzt die Zeit, Gespräche mit Mitarbeitern zu führen, wo vorher nicht wirklich die Zeit da war.
Ana Remis-Sánchez, Assistentin der Geschäftsführung der Alliance Möbel Marketing GmbH & Co. KG, Rheinbach