(Photo by Sora Sagano on Unsplash)
Das eigene Büro ist auch heute noch für viele Menschen ein Ort des Rückzugs, der Ruhe und vor allem des Ranges. Ein Statussymbol – mit und ohne Eckfenster. Dem Grunde nach also die Befriedigung eines emotionalen Bedürfnisses. Was bedeutet das in der heutigen Zeit? Und wo unterscheiden sich da Mitarbeiter und Führungskräfte?
Was gilt für Führungskräfte?
Natürlich haben wir als Führungskraft vertrauliche Gespräche mit Mitarbeitern, Kunden und Partnern. Und wenn ich meiner Aufgabe als Führungskraft stationär an einem Standort nachkomme, dann ist ein eigenes Büro sicher sinnvoll.
Es geht aber schon los, wenn ich an verschiedenen Standorten im Einsatz bin und rollierend meinen Aufgaben nachkomme. Muss ich dann wirklich an jedem oder den meisten Standorten eigene Rückzugsmöglichkeiten haben?
Habe ich in diesem Fall nicht sowieso meine benötigten Unterlagen elektronisch bei mir auf Laptop, Tablett oder Smartphone? Und reicht dann nicht vielleicht auch ein Besprechungsraum für vertrauliche Gespräche sowie ein „Gast-Schreibtisch“ mit allen Anschlussmöglichkeiten für das Tagesgeschäft? Und abgesehen davon sorge ich als Führungskraft auch für Transparenz, wenn ich mitten im Team sitze und mich nicht hinter Wänden und Türen verschanze. Es ist gelegentlich auch schon vorgekommen, dass die Teamleistung gestiegen ist, nachdem die Führungskraft nachhaltige Präsenz durch Anwesenheit gezeigt hat. Das ist aber vielleicht auch nur ein Gerücht.
Oder andersrum formuliert: wenn wir als Führungskraft digitale Prozesse, Transparenz, Agilität und Veränderungswillen einfordern, dann macht es auch schonmal Sinn, eigen aufgebaute Barrikaden wie Wände und Glasscheiben einzureißen.
Und für die nachrückenden Generationen X und Z spielt zumindest der Status der eigenen „Firewall“ nicht mehr die Bedeutung, wie für die älteren Führungskräfte.
Was gilt für Mitarbeiter?
Wie aber sieht das Thema wechselnder Arbeitsplätze für die Mitarbeiter aus deren Sicht aus. Um es offen anzusprechen, ich glaube, da wird heute viel falsch gemacht. Projektbezogene Agilität und Transparenz halten als Begründung dafür her, dass ganze Abteilungen sich jeden Tag neue Schreibtische mit ihren persönlichen Rollcontainern suchen müssen, Klar, das ändert die Perspektive auf vieles und Veränderung tut gut. Nur gibt es gerade auf Mitarbeiterebene viele Menschen, denen dieses Maß an Veränderung eindeutig zu viel ist. Sie brauchen gewohnte Abläufe (im Sinne von Nachbarn und Blumen), das Bild der Familie auf dem Tisch und ihren eigenen Bürostuhl. Ein bisschen plakativ, aber Übertreibung macht ja auch deutlich: Wenn der für „floating offices“ nötige Veränderungswille in den Mitarbeitern stecken würde, dann wären sie keine Sachbearbeiter.
Klar ist es förderlich, nicht immer im gleichen Saft zu köcheln und auch mal neue Kollegen des Teams kennenzulernen. Nur, wer sollte da die Initiative ergreifen „müssen“, die betroffenen Mitarbeiter oder ihr Chef?
Ich habe jedenfalls schon viel Mitarbeiter-Motivation den Bach runter gehen sehen, weil Büroräume aufgrund „einsamer“ Managemententscheidungen zugunsten fließender Großraumlösungen aufgegeben wurden. Das ging hin bis zu „ich muss um 7.30 im Büro sein, sonst ist mein Lieblingsarbeitsplatz durch andere Kollegen besetzt“. Nichts gegen frühzeitigen Arbeitsbeginn. Nur die zugrundeliegende Zwangsmotivation ist für mich die falsche.
Akzeptieren Sie daher ggf. auch Minderheitsentscheidungen gegen fließende Arbeitsplätze oder teilen Sie die Struktur dahingehend, dass ein Teil geöffnet wird und ein Teil in bewährten Strukturen verbleiben kann. Dann wird sich meist im Laufe eines Jahres herausstellen, welche Struktur sich durchsetzt. Viele aufwändig erstellte „floating-Lösungen“ wurden schon wieder rückgebaut – Agilität hin oder her.
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Ich wünsche Ihnen die richtige Entscheidung im Umgang mit Ihrem eigenen Büro und vor allem gute Entscheidungen in Hinblick auf die Bürostruktur Ihrer Mitarbeiter. Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Erfahrungen und Meinung dazu mir per Mail oder über die sozialen Medien mitteilen.
Hier noch ein Zitat einer Seminar-Teilnehmerin:
Ich habe durch das Seminar viel über mich nachgedacht und mich reflektiert. Ich wurde zu einem Perspektivwechsel angeregt, der dazu geführt hat, dass ich jetzt mehr Wert auf die Stärken der Mitarbeiter und deren Einsatz achte.
Susan Marwede, Geschäftsführerin kmb2, Bad Harzburg
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