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#189 Wie groß ist das Risiko der Entfremdung bei der Arbeit im Homeoffice?

#189 Wie groß ist das Risiko der Entfremdung bei der Arbeit im Homeoffice?

(Bildquelle: Pixabay)

Seit dem Jahr 2020 hat das Homeoffice eine steile Karriere hingelegt. Viele Mitarbeitende waren kaum oder gar nicht mehr im Büro. Welchen Einfluss hat das auf den zwischenmenschlichen Umgang mit Kollegen und vor allem: Was kann für ein besseres Miteinander getan werden?

Warum ist das zwischenmenschliche Miteinander so wichtig?

Vorbemerkung 1:
Viele Untersuchungen haben ergeben, dass die Interaktion zwischen Menschen zu einem großen Anteil über die Körpersprache läuft. Das ist einer der Gründe, warum wir im Beljean Seminar so viel Wert auf die Wirkung legen. Der allseits bekannte Spruch „für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“ geht in die gleiche Richtung. Das gesprochene Wort macht um die 10% der eigentlichen Information aus, die Betonung und der Klang der Stimme weitere 30% und die Körpersprache eben die restlichen 70%.

Vorbemerkung 2:
Der Führungsgrundsatz Nr. 3 der Beljean Seminare lautet „Schenke deinen Mitarbeitenden viel persönliche Anteilnahme“. Wie geht das? Indem wir neben den fachlichen und betrieblichen Themen auch immer wieder nachfragen, wie es dem Menschen hinter der Kollegin oder dem Teammitglied geht.

 

Zeigen Sie als Führungskraft echtes Interesse

Was also passiert, wenn wir als Führungskraft und bitte mit ehrlichem Interesse unser Gegenüber fragen, wie es ihm/ihr geht? Wir achten zu 10% auf das gesprochen Wort und zu 90% auf das „Drumherum“.

  • Wieviel „Drumherum“ bleibt dann aber übrig, wenn wir das Team seit Wochen oder über Monate im Homeoffice haben?

  • Wie viele wichtige (nicht ausgesprochene) Informationen bleiben auf der Strecke, selbst wenn wir mit Bildübertragung (Teams, Zoom etc.) arbeiten?

  • Wieviel wissen wir als Führungskraft dann wirklich darüber, wie es unseren Mitarbeitern gerade geht?

  • Wieviel Interpretation (Autovervollständigung) unsererseits stecken wir darein, was wir bei uns über den Gemütszustand unserer Mitarbeitenden abspeichern?

  • Welche Emotionen (Ängste, Aufregung, Unsicherheit) in unserem Team kommen inzwischen bei uns gar nicht mehr an?

  • Wie gut können wir als Führungskraft unseren Teammitgliedern über die Kamera in die Augen schauen, um die Nuancen zu erkennen, die wir im persönlichen Treffen selbstverständlich wahrnehmen?

Spannende Fragen oder? Macht es Sinn, da mal einzusteigen? Ich glaube, das macht ganz viel Sinn.

 

Wie zeigen wir echtes Interesse an unseren Mitmenschen?

Was also tun, denn an der Situation des Homeoffice können wir aktuell nicht viel ändern und selbst wenn die Intensität an sich zukünftig rückläufig sein mag, so wird das Homeoffice doch Bestandteil der Arbeitswelt bleiben.

Aus meiner Sicht sind das drei Schritte:

  1. Bewusstmachung der Situation, wie sie empfunden wird – sowohl von der Führungskraft, als auch vom Mitarbeitenden. Dazu dienen die vorgenannten Fragen.

  2. Erarbeiten von „Work-Arounds“, um das zu ändern, was in unserer Macht steht.

    1. Gehen Sie aktiv auf Ihre Mitarbeitenden zu. Führen Sie möglichst viele Einzelgespräche mit Bildverbindung. Das Bild ist im Einzelgespräch immer größer, als bei Gruppengesprächen.

    2. Führen Sie schwierige oder emotionale Gespräche immer am PC/Laptop und nicht auf dem Smartphone. Der Bildschirm ist zu klein und wenn das Smartphone in der Hand gehalten wird, ist es zu wackelig. Da mag niemand gern lange drauf schauen.

    3. Schauen Sie beim Sprechen so oft wie möglich in die Kamera und nicht auf den Bildschirm und bitten Sie Ihren Gesprächspartner ebenfalls darum.

    4. Achten Sie bei schwierigen oder emotionalen Gesprächen darauf, dass Ihr Kopf beim Sprechen komplett im Bild ist - nicht mehr und nicht weniger. Also einerseits keine großen Abstände und andererseits mehr als die Augen; Mimik/Gestik umfasst immer den ganzen Kopf.

    5. Geben Sie Feedback mit Ich-Botschaften: 
      „Ich hab das Gefühl, dir geht`s grad nicht so gut, weil du einen zerknirschten Eindruck machst. Magst du mit mir drüber sprechen?“

    6. Erzählen Sie auch mal was Privates von sich selbst erzählen, wenn es „klemmt“. Es geht dabei nicht um Lebensbeichten, sondern um Anteilnahme und Wertschätzung. Seien Sie Vorbild.

  3. Reflexion, ob beide Seiten (Führungskraft und Mitarbeiter) trotz Distanz nun eine über das rein berufliche hinaus belastbare Verbindung haben.

Leitfaden Mitarbeitergespräche hier downloaden >>

 

Warum ist es wichtig, sich als Führungskraft mit „privatem Gedöns“ zu beschäftigen?

Dazu habe ich bereits einige Impulse gegeben, die alle nachzulesen, -sehen und -hören sind. Daher an dieser Stelle nur ein Gedanke. Der Mitarbeiter ist vielleicht von 9 bis 17 Uhr, die Ressource, der etwas bezahlt wird, damit sie für mich arbeitet, mindestens aber von 17 bis 9 Uhr ist sie genauso Mensch wie ich auch.

Übrigens noch ein Gedanke zum Homeoffice. Es gibt Menschen, denen ist ihr Heim ihr Rückzugsort, ihre „feste Burg“, ihre Nullposition. Plötzlich verlangen wir (die Unternehmen, der Staat), dass sie uns diesen Ort öffnen und mit Hilfe von Videoübertragung zur Verfügung stellen, sodass wir uns ein Urteil darüber machen (können), wie unsere Mitarbeitenden leben. Wie angemessen ist das? Wenn wir also schon ungefragt in diese Privatsphäre eindringen, dann dürfen wir uns auch für den Menschen EHRLICH interessieren und nicht im Sinne von Neugier oder?

 

Ich wünsche Ihnen als Führungskraft, dass Sie den persönlichen Umgang mit Ihrem Team in der Vergangenheit soweit gefestigt haben, dass die Unschärfen des „Social distancing“ locker ausgeglichen werden. Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Erfahrungen und Meinung dazu mir per Mail oder über die sozialen Medien mitteilen.

 

Lesen Sie dazu auch folgende interessante Blog-Artikel:

 

Hier noch das passende Zitat eines Teilnehmers:
Das Seminar hat mir den Unterschied zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung auch anhand von Rollenspielen sehr deutlich gemacht und mir gute Dankanstöße gegeben meine Wirkung auf andere wahrzunehmen und mein Handeln und Denken selbstkritisch zu reflektieren. Die Erkenntnisse kann ich im täglichen Arbeits(-leben) positiv einbringen.
Florian Warnecke, Leiter Rechnungswesen der XOX Gebäck GmbH, Hameln

 

Sie möchten das hier angerissene Thema vertiefen und uns kennenlernen? Sie haben Interesse, vom Kennen ins Können zu kommen? Oder es interessiert Sie meine/unsere Meinung zu einem bestimmten Thema? Geben Sie mir/uns ein paar Stichworte und etwas Zeit und wir nehmen uns dessen in einem der nächsten Blogs gerne an. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

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Topics: Mitarbeitergespräche, Umgang mit mir selbst

Mathias Heinrich

Geschrieben von Mathias Heinrich

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Der Blog Beljean Impulse

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