Eines mal vorweg – den wirklich guten Zeitpunkt für eine Weiterbildung gibt es meiner Erfahrung nach nie. Und ich meine wirklich NIE.
Die häufigsten Gründe für Absagen bzw. Verschiebungen in die Zukunft hinein sind entweder „kein Geld“ oder „keine Zeit“. Und selbstredend ist das natürlich keine Ausrede, sondern bestimmt ein echter Einwand.
Schauen wir uns das mal im Detail an: Wenn ein Unternehmen kein Geld hat, um die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu unterstützen, dann liegt das häufig daran, dass grad Flaute bei der Auftragslage herrscht - genug Zeit wäre also im Prinzip da. Ist ja eben nicht so viel zu tun.
Wenn hingegen ein Unternehmen keine Zeit hat, dann ist die Auftragslage gut bzw. die Auslastung hoch und wahrscheinlich ist daher genug Geld vorhanden, um einen kleinen Teil davon in Weiterbildung zu investieren.
Was will ich damit sagen: Die Ressourcen Zeit und Geld werden ziemlich sicher NIE beide gleichzeitig so ausreichend verfügbar sein, um „aus dem Vollen“ zu schöpfen. „Irgendein Tot muss gestorben werden“, daher investieren nachhaltige Unternehmen auch immer antizyklisch, legen also Budgets in guten Zeiten zurück, um in schlechten Zeiten Zeit und Geld in neue Projekte investieren zu können.
Soweit zur Unternehmenssicht. Aus Sicht des Mitarbeiters ist gestaltet sich der Zeitfaktor erfahrungsgemäß ähnlich nach dem Motto „im Moment geht`s gar nicht, aber nächstes Jahr wird alles besser“. Tatsächlich geht die Zeitrechnung vieler Mitarbeiter irgendwie bis zum 20.12. eines Jahres und was ab dem 3.1. passiert steht nicht nur in einem neuen Jahreskalender sondern auch auf einem ganz anderen Blatt.
Hand auf`s Herz – ist die zur Verfügung stehende Zeit tatsächlich schon mal mehr geworden? Nicht wirklich oder? Ist ein Projekt abgearbeitet, kommt gleich das Nächste hintenan oder häufig parallel im Sinne einer Überlappung.
Was will ich damit sagen. Die Frage, ob Weiterbildung ja oder nein ist eine Frage der Prioritätensetzung und nichts anderes.
Ich jedenfalls habe mir bis ungefähr zu meinem 45 Geburtstag gesagt „Zeit für Sport habe ich nicht“. Dann fing ich aus unerfindlichen Gründen mit Spinning (das ist Radfahren für „Bescheuerte“) an und als mein Trainer mir sagte, so 2-3 Mal die Woche müsse schon sein, da habe ich ihn für verrückt erklärt und darauf bestanden, einmal die Woche müsse schon reichen. Heute fahre ich 2 – 4 Mal in der Woche (natürlich je nach beruflicher Einspannung) und bin deswegen beruflich keineswegs weniger erfolgreich. Dafür hat dann mein Sofa abends auch mal Ruhe vor mir.
Viele Führungskräfte begründen darüber hinaus die Absage an die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter damit, dass diese unentbehrlich seien. Es bleibe zu viel Arbeit liegen. Ambitionierte Mitarbeiter erwarten gleichwohl, dass sie gefördert werden. Bleibt dieses nachhaltig aus, so machen sich schon mal Abwanderungstendenzen breit und der häufig zitierte Fachkräftemangel in den Unternehmen schlägt noch mehr ins Kontor. Denn, welche Mitarbeiter suchen als erstes Unternehmen, in denen sie gefördert werden: die „Guten“ oder der „Durchschnitt“?
Zwei weitere Vorwände, nicht in Seminare zu investieren sind
- Vorwand: Was ist, wenn wir den Mitarbeiter weiterbilden und er uns dann verlässt?
Rückfrage: Was ist, wenn wir den Mitarbeiter nicht weiterbilden, und er bleibt? - Vorwand: Können wir es uns denn überhaupt leisten, in Weiterbildung zu investieren?
Rückfrage: Können wir es uns leisten, NICHT in Weiterbildung zu investieren?
Zusammengefasst gibt es viele Gründe, nicht in optionale Weiterbildung für Mitarbeiter zu investieren und am Ende nur wenige, die ernsthaft Bestand haben.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie den Fokus auf Weiterbildung so setzten können, wie es Ihrem eigenen Tempo entspricht und freue mich, wenn Sie mir Ihre Erfahrung und Meinung zu diesem Thema per Mail oder über die sozialen Medien mitteilen.
Lesen Sie dazu auch folgende Blog-Artikel:
- #35 Wie Führungskräfte ihren Mitarbeitern helfen können, ihre Komfortzone zu verlassen.
- #37 Warum Investitionen in die ständige Weiterbildung Ihrer Mitarbeitenden so wichtig sind
- #202 Lebenslanges Lernen – wie wichtig ist das wirklich und wie gelingt es in drei einfachen Schritten?
Hier noch das passende Zitat einer Teilnehmerin:
Der Ansatz, nicht einfach neue Methoden der Führung zu erlernen, sondern mich mit der Veränderung von Vorstellungen auseinanderzusetzen, wirkt sehr nachhaltig und wird von mir in meiner Arbeit als Führungskraft mittlerweile täglich in den verschiedensten Situationen angewendet. Ein Umdenken hat definitiv zeitnah stattgefunden und bleibt ein anhaltender Prozess. Sehr positiv war für mich im Seminar der Effekt der Übungen mit freier Rede und den Rollenspielen, die mich teilweise meine eigenen Grenzen erfahren ließen und mich auch darüber hinaus haben gehen lassen.
Anette Rietdorf, Head of Service Operations der Hornetsecurity GmbH
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