Mit diesem Beitrag möchte ich etwas beschreiben, was in der Gesellschaft in Bezug auf Führungskräfte grad passiert. Ich will das weder schlecht noch gut reden. Wie jeder von uns damit umgeht, bleibt ihm/ihr überlassen. Sich darüber mal Gedanken zu machen, halte ich gleichwohl für wichtig und daher dieser Blog.
Das Ansehen von Führungskräften im Lauf der Zeit
Das Ansehen von Unternehmern in Deutschland (und ich schreibe hier absichtlich sehr allgemein) war schon immer durchwachsen. In der Nachkriegszeit wurde Unternehmertum häufig mit Ausbeutung von Mitarbeitern, Steuer-Sparmodellen und Luxusleben gleichgesetzt. Der tägliche Kampf im Mittelstand mit Kunden, Lieferanten und Banken kam dabei in der Wahrnehmung nicht wirklich an.
Irgendwann um die Jahrtausendwende wandelte sich das Ansehen zunächst in der Versicherungsbranche. Bedingt durch Skandälchen und negativem Kundenumgang sank der Stern dieser stolzen Branche.
Spätestens mit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 packte es dann die Banken – eine bis dahin unangefochtene Festung des Ansehens und der Wertschätzung.
Als nächstes traf es dann die Politik. Zumindest die Regierenden der westlichen Staaten genossen lange ein vergleichsweise hohes Ansehen bei ihren Bürger*innen. Endlose Streitphasen und kindisches (nicht kindliches) Verhalten haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass sowohl links- als auch rechtsextreme Randgruppen mit einfachen Botschaften den Menschen inzwischen anziehen und bei sich halten können.
Getoppt wird das mittlerweile durch angestellte Unternehmenslenker und in einigen Fällen auch Unternehmern, die ihre Positionen dazu missbrauchen, über Gebühr in die eigene Tasche zu wirtschaften. Früher undenkbar, wandern diese Zeitgenossen inzwischen sogar für längere Zeit in Haft.
Im Rahmen abgewandelter Sippenhaft heißt es dann wieder ganz fix „die Unternehmer sind doch auch alle nur Betrüger“.
Und damit sind wir dann bei den Führungskräften angekommen. Über Jahrzehnte waren die Führungskräfte in den Hierarchien der Unternehmen das Rückgrat von Wachstum und Innovation. Entsprechend positiv war ihr Ansehen in der Gesellschaft. Gerade aber in dieser Woche äußert sich die Politik in Neujahrsansprachen positiv über die geleistete Arbeit mittlerer Führungskräfte in den Unternehmen.
Irgendwie verkehrte Welt oder?
Dafür steigt grad massiv das Ansehen von Fachkräften und Lehrer*innen. Das ist sicher keine verkehrte Welt und auch richtig so. Bemerkenswert negativ finde ich gleichwohl den hier stattfindenden Austausch des Ansehens der Führungs- durch die Fachkraft. Für mich ist das kein „entweder oder“ sondern ein „sowohl als auch“, denn wenn sich dieser Trend fortsetzt, dann führt er zu einer weiteren unnötigen Spaltung der Gesellschaft.
Was können wir also dagegen tun, damit dieser Entwicklung Einhalt geboten wird?
Ich glaube, wir müssen wieder mehr Flagge zeigen für die Interessen der Gesellschaft und nicht des Einzelnen. Und mit „Gesellschaft“ meine ich uns alle - nicht die Gesellschaftsform unserer Unternehmen.
Ich glaube, grad Führungskräfte treffen immer mehr Entscheidungen, die bis an die Grundstücksgrenze ihres Unternehmens reichen. Natürlich bezahlen uns die Unternehmen dafür, in ihrem Sinne zu handeln, das führt uns aber zu der Frage, ob die Unternehmensinteressen wirklich im Widerspruch zu gesellschaftlichen Interessen stehen müssen.
Wenn wir als Führungskräfte wieder mehr darauf achten, beide Interessenlagen überein zu bringen, wird das am Ende zu Gewinnern auf beiden Seiten führen. Und Gewinn ist ein ureigener Sinn der Unternehmen – warum nicht auch der Gesellschaft?
Ist dieser Beitrag hier von mir ein politischer Beitrag – sicher ja. Ist es ein parteipolitischer Beitrag – sicher nein. Ich wünsche mir, dass er anregt, im Tagesgeschäft über Abteilungsgrenzen hinweg zu denken, wenngleich das auch mal zweifelsohne anstrengend ist.
Ich wünsche Ihnen nachhaltigen Erfolg beim Öffnen neuer Horizonte und freue mich, wenn Sie Ihre Erfahrungen dazu mir per Mail mitteilen.
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- Blog 04: Warum Führungskräfte und Vertriebsmitarbeiter öfter mal die Komfortzone verlassen sollten
- Blog 68: Sind Hierarchien und Arbeitsplatzbeschreibungen beides Relikte aus dem letzten Jahrtausend?
Hier noch ein passendes Zitat eines Seminarteilnehmers:
Das Seminar hat mir den Unterschied zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung auch anhand von Rollenspielen sehr deutlich gemacht und mir gute Dankanstöße gegeben meine Wirkung auf andere wahrzunehmen und mein Handeln und Denken selbstkritisch zu reflektieren. Die Erkenntnisse kann ich im täglichen Arbeits(-leben) positiv einbringen.
Florian Warnecke, Leiter Rechnungswesen der XOX Gebäck GmbH, Hameln
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