Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, Mitarbeiter über Ziele zu führen und ihnen den Weg zur Zielerreichung weitestgehend selbst suchen und finden zu lassen. Wenn wir dann Zwischenschritte überprüfen, dann haben wir die Möglichkeit, Lob auszusprechen. Dieses Procedere ist nicht mehr wirklich neu.
Eine weitergehende Frage aber, die wir sehr ernsthaft im Beljean Seminar stellen, ist dann die nach Utopien. Also konkret:
„Für welche utopischen Fernziele können Sie sich begeistern? Halten Sie fünf Möglichkeiten fest.“
Mit dieser Frage ernten wir häufig Kopfschütteln. Utopie und Führung oder Management passen doch nicht auf ein Blatt. Das ist doch eher etwas für durchgeknallte Typen wie Elon Musk von Tesla oder?
War Steve Jobs von Apple auch durchgeknallt oder Jeff Bezos (Amazon) oder Mark Zuckerberg (Facebook) oder Warren Buffett (Investments)? Wo ist die Grenze zwischen utopischen Ideen, die sehr erfolgreich geworden sind und der Spinnerei? Und was hat das alles mit meinem Tagesgeschäft zu tun?
Ist uns bewusst, dass jede ganz große Tat mit einer UTOPIE begann? Vielleicht sollten wir im Management mal ganz kurz den Begriff „Utopie“ ersetzen durch „Vision“. Gefällt schon besser oder? Vision – Mission – strategische Ziele – operative Taktik, da fühlen wir uns wieder etwas wohler und zuhause. Das kennen wir und was wir kennen, damit haben wir dann kein Problem mehr. Wunderbar, schon sind wir wieder gefangen in den uns bekannten Gedanken-Furchen.
Wo wollen wir mit unserem Unternehmen oder der Abteilung in 10 Jahren stehen?
Klar, dass ist eine Vision und natürlich haben wir uns damit schon mal beschäftigt. Und genau deswegen möchte ich gern bei „Utopie“ bleiben. Allein die Begrifflichkeit nötigt uns, mal außerhalb bekannter Furchen zu denken. Spannend oder?
Warum gleich 5 Utopien?
Und jetzt gleich fünf Utopien, das ist jetzt nun wirklich Quatsch. Schon schlimm genug, sich eine zu überlegen und sich daran zu festzuhalten oder? Exakt deswegen fragen wir nach fünf Utopien. Denn ohne geistige Alternativen sind wir Knechte unseres eigenen Tuns. Was passiert, wenn wir oder unser Unternehmen oder unsere Abteilung durch einen Schicksalsschlag „aus der Kurve geworfen werden“ und unser utopisches Ziel nun ganz sicher nicht mehr erreichen können? Sind wir dann plötzlich ziellos? Fangen wir dann an, blind zu rudern um nicht unterzugehen? Bessere operative Hektik als nichts zu tun?
Beispiel:
Ihr utopisches Fernziel ist der Olivenhain in der Toskana als Altersruhesitz. Sie arbeiten darauf hin, sich mit sinngemäß 65 diese Utopie zu erfüllen. Nun erkranken Sie und sind plötzlich nicht mehr Herr Ihrer Beine, Sie sind auf Hilfe angewiesen. Damit hat sich die Pflege Ihrer Olivenbäume und somit auch diese Utopie erledigt. Haben Sie jetzt aber noch einen Plan B und C und D, dann macht Sie genau das innerlich frei. Daher denken Sie bitte auch in Alternativen, wie schwer auch immer das sein mag. Die Frage hat deswegen auch etwas mit Sinngebung zu tun!
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Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Zeit und die Kraft finden, in für Sie wichtigen Themen mal in Utopien zu denken, um so zum Einen das Mögliche zu erreichen und zum Anderen nach Schicksalsschlägen (die eh schon schlimm genug sind) nicht plötzlich sinnlos dazustehen. Ich freue mich, wenn Sie Ihre Erfahrungen oder Kommentare dazu mit mir per Mail teilen.
Hier noch ein passendes Zitat einer ehemaligen Seminarteilnehmerin:
Das Seminar hat mir gezeigt, dass Veränderungen an Stellen möglich sind, die ich für unabänderlich hielt. Diese brauchen Zeit, aber sie passieren. Wenn ich diszipliniert daran arbeite, kann ich für mich utopische Ziele erreichen. Erste Schritte weiter als sonst bin ich schon gegangen und das ist tatsächlich beeindruckend – etwas erhebend!
Sonja Kumm, Administration der infinitas GmbH, Hannover