(Foto von Marcos Paulo Prado auf Unsplash)
„Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.“ Diese goldene Regel kennen wir alle. Sie hat uns geholfen, ein Grundverständnis von Respekt und Rücksichtnahme zu entwickeln. Doch im Berufsalltag – und besonders in der Führung – stoßen wir mit diesem Ansatz schnell an Grenzen. Was für uns selbst richtig erscheint, passt nicht unbedingt zu den Bedürfnissen, Wünschen und Gefühlen anderer.
Hier kommt dann die Platin-Regel ins Spiel: „Behandle andere so, wie sie behandelt werden möchten.“ Klingt einfach, oder? Doch wie finden wir heraus, was andere wirklich brauchen? Und wie setzen wir das im hektischen Arbeitsalltag um? Wie reduzieren wir durch personalisierte Achtsamkeit Missverständnisse und bauen echte Beziehungen auf?
Was ist die Platin-Regel?
Die Platin-Regel (erstmals habe ich darüber im Impuls #167 geschrieben) fordert dazu auf, die Perspektive anderer einzunehmen. Es geht darum, nicht von uns selbst auszugehen, sondern bewusst zu fragen: „Was tut meinem Gegenüber gut?“ Statt universelle Lösungen anzubieten, schauen wir genauer hin, was individuell gebraucht wird.
Dieser Ansatz ist besonders wertvoll, wenn wir Menschen führen. Denn Mitarbeitende fühlen sich ernst genommen, wenn wir auf ihre persönlichen Bedürfnisse eingehen – sei es in der Kommunikation, bei Aufgaben oder im Umgang mit Herausforderungen.
Die Bedeutung von personalisierter Achtsamkeit - Wie wir die Bedürfnisse anderer erkennen
Personalisierte Achtsamkeit beginnt mit Zuhören und Beobachten. Die Kunst liegt darin, kleine Hinweise wahrzunehmen:
- Wie spricht die Person? Sachlich oder emotional?
- Welche Reaktionen zeigt sie auf Feedback?
- Was motiviert sie sichtbar?
Ein Beispiel: Manche Mitarbeitende schätzen direkte, klare Anweisungen. Andere brauchen mehr Raum, um selbst Lösungen zu finden. Wenn wir genau hinhören und nachfragen, können wir diese Unterschiede erkennen.
Hier ein praktischer Gedanke dazu: Fragen wir doch aktiv nach, wie unser Gegenüber sich etwas wünscht. Ein einfaches „Wie kann ich dich am besten unterstützen?“ wirkt oft Wunder.
Praxisbeispiele für die Anwendung der Platin-Regel
Stell dir vor, ein Teammitglied wirkt bei Meetings oft zurückhaltend. Statt zu denken: „Er ist einfach introvertiert“, könnten wir fragen: „Fühlst du dich in großen Gruppen wohl, oder wäre ein Gespräch zu zweit für dich hilfreicher?“ Indem du solche Vorlieben berücksichtigst, stärken wir nicht nur die Zusammenarbeit, sondern zeigen echtes Interesse.
Auch im Privatleben hilft die Platin-Regel. Vielleicht freut sich unsere Partnerin bzw. Partner über spontane Überraschungen – oder fühlt sich damit überfordert. Ein kurzer Austausch darüber, was wirklich gut tut, kann Missverständnisse vermeiden und die Beziehung vertiefen.
Wie die Platin-Regel Missverständnisse reduziert
Missverständnisse entstehen oft, weil wir unbewusst von uns selbst ausgehen. Die Platin-Regel hilft uns, solche Stolpersteine zu vermeiden. Wenn wir gezielt nach den Bedürfnissen anderer fragen, schaffen wir Klarheit und vermeiden falsche Annahmen.
Dazu ein weiteres Beispiel aus dem Berufsalltag: Wir geben Feedback, das gut gemeint ist, aber negativ ankommt. Mit der Platin-Regel könnten wir vorher fragen: „Wie bekommst du am liebsten Feedback? Direkt oder lieber in einem persönlichen Gespräch?“
Die Zukunft des achtsamen Umgangs
Die Platin-Regel ist kein kompliziertes Konzept, aber sie erfordert bewusste Aufmerksamkeit. Wenn wir lernen, andere so zu behandeln, wie sie es brauchen, schaffen wir nicht nur ein besseres Arbeitsklima, sondern auch tiefere Beziehungen.
Achtsamkeit, Empathie und personalisierte Kommunikation sind keine „Extras“ – sie sind die Basis für erfolgreiche Führung. Lass uns gemeinsam daran arbeiten, diese Prinzipien im Alltag zu leben. Denn die Zukunft gehört denen, die andere wirklich sehen.
Lies dazu auch folgende Blog-Artikel:
- #167 Behandle den anderen so, wie er behandelt werden möchte. Was für ein Unfug ist das denn bitte?
- #181 Wie sinnvoll ist Nächstenliebe in Vertrieb und Führung?
- #204 wie komme ich mit für mich schwierigen oder unsympathischen Menschen klar?
- #253 Die Kunst des Perspektivenwechsels – wie kultiviere ich Empathie im Alltag?
Hier noch das passende Zitat einer Beljean – Seminarteilnehmerin:
Ich habe sehr viele neue Impulse und Denkanstöße mitgenommen, um die Vorstellung zu verändern. Diese möchte ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, trainieren und reflektieren, um in meinem persönlichen Zielkorridor zu bleiben und den Weg dahin immer besser zu bestreiten. Wie beim Lauftraining – irgendwann „läuft es sich von selbst“, wird zur Gewohnheit und fehlt, sobald es nicht mehr praktikziert wird. Die Trainingsbasis dazu habe ich im Beljean Seminar auf jeden Fall erhalten: Meine Wahrnehmung wurde erweitert und wird definitiv Auswirkungen auf mein Handeln haben.
Viktoria Wagner, HR-Manager, Hornetsecurity GmbH, Hannover