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#212 Vorurteile? Hab ich nicht! Ist das auch schon ein Vorurteil?

Geschrieben von Mathias Heinrich | 28.5.2021

(Bildquelle: Unsplash)
  • "Mitarbeitende über 60 arbeiten nur noch auf ihren Ruhestand hin"
  • "Frauen haben kein Interesse an Führung"
  • "Bewerber mit ausländischem Namen können kein Deutsch"
  • "Unternehmer scheffeln Geld"
  • "Lehrer leben doch nur von Ferien zu Ferien"

Solche und ähnliche Gedanken sind typische Stereotype oder Vorurteile, denen wir alle täglich unterliegen. Das ist schon schlimm genug. Richtig übel wird es aber, wenn auf Grundlage solcher Vorurteile Entscheidungen getroffen werden, deren Basis jeglicher Wahrheit entbehrt. Wie können wir uns im Tagesgeschäft davor schützen?


„Vorurteile – hab ich nicht.“ Das ist schon das erste Vorurteil. Machen wir uns bitte bewusst, dass wir evolutionär so programmiert sind, dass wir unglaublich schnell andere Menschen in Schubladen packen. Früher (also sehr viel früher) war das überlebenswichtig: „Freund – Feind – Gefahr“ waren die Kriterien, die uns unmittelbar am Leben hielten. Die Rahmenbedingungen haben sich geändert, die Programmierung ist geblieben.

Daraus leiten sich Vorurteile oder Stereotype ab, die uns helfen, in der immer komplexeren Welt trotzdem zu schnellen Entscheidungen zu kommen.

Normalerweise basiert unser Handeln zu einem großen Teil auf Erfahrungen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben. Flankierend kommen aber „Erzählungen von anderen Menschen“ hinzu, die wir in unsere Entscheidungen einbeziehen. Hier liegt der Hase im Pfeffer – viele Erzählungen, die wir heute lesen, hören oder sehen, sind „fake news“ also Unwahrheiten. Die Wahrheit von der Unwahrheit zu unterscheiden, ist inzwischen aber viel aufwändiger, als „einfach zu glauben“. Je häufiger wir dann Geschichten hören, desto eher sind wir geneigt, ihnen zu glauben – frei nach dem Motto „wenn so Viele das erzählen, wird es schon stimmen“. Irgendwann hinterfragen wir es nicht mehr und schon hat sich ein weiteres Vorurteil gebildet.


Die deutsche Sprache ist ja sehr ausdrucksstark. Wenn wir uns den Begriff „Vorurteil“ mal anschauen, dann stecken da zwei Dinge drin. Zunächst wird ein Urteil gefällt, über etwas oder jemand. Mögen Sie es, wenn jemand Anderes ein Urteil über Sie fällt? Im Wörtchen „Vor“ steckt die Akzeptanz der Tatsache, dass eben dieses Urteil nicht bewiesen ist. Wir begeben uns also „absichtlich“ auf Abwege! Umso wichtiger ist es also, Stereotype zu hinterfragen.

Kommen wir daher zur Frage, was wir GEGEN unsere Vorurteile unternehmen können.

  1. Bewusstmachung
    Machen wir uns bewusst, dass wir Vorurteile haben, pflegen oder wir immer wir es nennen wollen.


  2. Ursachenforschung
    - Wo kommen unsere Vorverurteilungen her?

    - Eigenes Erleben oder „Erzählungen“?
    - Wie übertragbar sind die Urteile auf die jetzige Situation?
    - Wo finde ich „Beweise“ für meine Vorurteile?
    - Wie sicher sind diese Beweise?

  3. Neuausrichtung
    - Zu welchem Ergebnis würde ich kommen, wenn meine Annahme/mein Vorurteil falsch wäre?

    - Mit wem kann ich mich dazu austauschen?
    - Wie ist die Meinung der anderen Person dazu?
    - Worauf fußt diese Meinung?

Es ist sicher nicht schlimm und evolutionär wie beschrieben nachvollziehbar, dass wir Vorurteile haben. Es ist nur schlimm, wenn wir sie nicht infrage stellen.

Ich wünsche Ihnen einen konstruktiven Umgang mit Ihren Vorurteilen und vor allem, dass Sie bei kritischen Entscheidungen sich NICHT von diesen leiten lassen und ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Erfahrung und Meinung zu diesem Thema per Mail zukommen lassen.

 

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Hier noch das passende Zitat einer Teilnehmerin:
Mein Chef hat mich zum Seminar „entsandt“ und ich hatte nach vielen Seminarerfahrungen in der Vergangenheit schon so meine Vorurteile. Umso erstaunter war ich, dass dieses Seminar in vielerlei Hinsicht ganz anders war. Von Seminartag zu Seminartag hat mir Mathias Heinrich mehr geholfen, meine inneren Hürden zu überspringen und eigene Potenziale zu entdecken. Ich habe Vorbehalte abgelegt und es fällt mir heute viel leichter mit kritischen Situationen umzugehen – nicht nur im Job. Das bedeutet allerdings auch weiterhin viel Arbeit an mir selbst, aber da „muss“ und „will“ ich dranbleiben.
Katrin Heidemann, Online-Managerin der infinitas GmbH, Hannover

 

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