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#195 Distanzlernen und Videokonferenzen – wie gelingen diese Formate besser?

Geschrieben von Mathias Heinrich | 29.1.2021

(Bildquelle: Pixabay)

Online-Besprechungen haben in den letzten Jahren massiv zugenommen, zum Teil sitzen wir inzwischen den ganzen Tag vor der Webcam und lassen mehr oder weniger spannende Meetings an uns vorbeiziehen. Als Anbieter von Informationen liegt mir persönlich die Nachhaltigkeit natürlich sehr am Herzen. Wie also kann es mir gelingen, diese beim Zuschauen/Zuhörer zu erreichen?

Dazu wurde inzwischen viel geschrieben und die banalen Punkte wie gutes Licht, guter Ton, ausreichend Pausen, Kamera an und Abwechslung bieten will ich hier nicht erneut ausrollen. Mir geht es um ein paar Punkte, die nicht offensichtlich auf der Hand liegen.

 

Lernen mit allen Sinnen

Der Mensch lernt unterschiedlich, es gibt visuelle, auditive, lesende und selbstlernende Individuen. Trotz aller unterschiedlichen Ausprägung ist aber allen gemein, dass wir nachhaltiger lernen, je mehr unserer Sinne gleichzeitig angesprochen werden. Daher hat das Präsenzmeeting (spannende Agenda und gute Meetingführung vorausgesetzt) die größte Nachhaltigkeit. Hier werden die Sinne Hören, Sehen, Riechen, Fühlen und Schmecken in unterschiedlicher Intensität aktiviert. Kommen dann noch aktive Einheiten hinzu, wird die Erfahrung zusätzlich aktiviert und dem prägenden Erlebnis steht nichts mehr entgegen. Im Online-Seminar fallen Riechen und Schmecken in Verbindung mit den Inhalten zunächst weg. Häufig fällt dann noch die Übung und/oder Reflexion unter den Tisch und es bleibt beim Sehen und Hören. Das ist dann in etwa so, wie wenn wir ein Instrument lernen sollen, indem wir uns ein Übungsvideo anschauen.

Was aber hält uns davon ab, kreativ nach Möglichkeiten zu suchen, um Schmecken/Riechen/Erfahrung auch in Online-Veranstaltungen unterzubringen? Vielleicht mal ne Packung Tee zuvor versenden und darauf Bezug nehmen oder Breakout-Sessions zum Erfahrungsaustausch?

 

Begreifen kommt von Greifen

Beim nachhaltigen Lernen spielt neben unserer Schaltzentrale (dem Gehirn) die Hand eine wichtige Rolle. Die Forschung ist sich inzwischen ziemlich einig darüber, dass die Leistung unseres Gehirns, in Zusammenhängen zu denken, aber auch neue Zusammenhänge zu entdecken, ganz eng mit der körperlichen Fähigkeit des Begreifens einher geht. Die Welt ist dreidimensional, Bildschirme aber sind nur zweidimensional. Unsere Hände sind für das Greifen in der dreidimensionalen Welt gemacht. Daher macht allein schon das Mitschreiben von Vorträgen mit der Hand einen signifikanten Unterschied gegenüber der Mitschrift auf dem PC. Das gilt ausdrücklich auch für handschriftliche Notizen auf dem Tablett, denn auch hier fehlt ein Großteil der räumlichen Zusatzinformation. Nehmen Sie also tatsächlich analoges Papier und einen Stift, um sich Notizen zu machen. Warum ist dem so? Weil wir beim mechanischen Schreiben gefordert sind, sofort zu abstrahieren und zusammenzufassen, denn wir können (Stenographie außen vor) nicht so schnell schreiben wie gesprochen wird. Das hilft beim Aufbau neuer Verbindungen im Gehirn

 

Gemeinsame Ziele und Visionen

Der australische Bildungsforscher John Hattie hat weltweit untersucht, was für den Lernerfolg entscheidend ist. Auf die Methoden möchte ich hier aus Zeit- und Platzgründen nicht weiter eingehen, das kann im Internet nachgelesen werden. Zwei Punkte stehen aber auf der Erfolgsskala mit weitem Abstand ganz vorn:

a) gemeinsame Ziele und Visionen
b) der Einfluss der vermittelnden Person

Stellen Sie als Referent also sicher, dass Sie mit Ihren Teilnehmern möglichst im gleichen Boot sitzen UND empathisch/authentisch daherkommen.

 

Bewegung sorgt für Entspannung

Beim Lösen von gedanklichen Herausforderungen (Kognitives) ist der vordere Hirnbereich (Frontalcortex) aktiv, bei Bewegung der mittlere Bereich (motorischer Cortex). Wir können uns nur sehr schwer gleichzeitig auf beides (Denken und koordiniert Bewegen) konzentrieren, das überfordert. Aktive Pausen, also Pausen, die unterschiedliche Bereiche des Gehirns beanspruchen, helfen, die jeweils nicht aktiven Teile zu entspannen. So wird der Kopf frei für neue Aufgaben. Künstlerische Aktivitäten (Musizieren, Malen) haben übrigens den gleichen Erfolg im Wechsel mit kognitiver Arbeit. Sorgen Sie also für nötige Abwechslung während langer Videokonferenzen – am besten als Vorbild vor der Kamera.

 

 

Frontalbeschallung oder Gruppenarbeit

Studien haben hier gezeigt, dass selbst bei Unkenntnis der Zusammenhänge die Lösungsfindung in der Gruppe zwar etwas länger dauert, dafür aber die Diskussion über mögliche Lösungswege ein größeres Verständnis für das gesamte Problemfeld schafft. Wann immer möglich, ist also die gemeinsame Lösungserarbeitung sinnvoller. Daher vielleicht einen Impuls für die Richtung als Anmoderation, dann aber eine möglichst gemeinsame Erarbeitung der Lösung

Um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern, nützt der Blick in die Erfahrungen der Vergangenheit nicht wirklich. Es braucht neuen Mut, Visionen, Ideen und Kreativität. Dazu nötig ist eine Kultur von Vertrauen und Wertschätzung den handelnden Personen gegenüber. Die Werkzeuge dafür können wir nicht immer frei wählen, deren Anwendung jedoch schon.

Nutzen Sie also Ihre Werkzeuge mit Bedacht und sorgen Sie so für Nachhaltigkeit trotz physischer Distanz. Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Erfahrungen und Meinung dazu mir per Mail oder über die sozialen Medien mitteilen.

 

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Hier noch das passende Zitat eines Teilnehmers:
Es gab immer wieder praktische Übungen, die die Übernahme der Schulungsinhalte für den Alltag erleichtern, deshalb sehe ich in dem Seminar für mich einen hohen Nutzen. Beeindruckt hat mich die Nutzung von Bildern, um Inhalte zu vertiefen bzw. erinnerbar zu machen. Die Inhalte wurden flexibel gehandhabt und auf individuelle Einflüsse gut eingegangen.
S. W., Einsatzleiter des Abfuhrbetriebes Abfallwirtschaft Heidekreis (AHK)

 

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