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#57 Früher war alles besser? Wie sich das Führen von Mitarbeitenden verändert hat.

Geschrieben von Mathias Heinrich | 24.9.2019

(Bildquelle: Pixabay)

Die Mitte des letzten Jahrhunderts war in Bezug auf Unternehmensführung das Zeitalter der Patriarchen. Hier wurden Ansagen gemacht und der Eigentümer hatte das Zepter in der Hand. Er hatte mal irgendwann eine Idee, Dinge zu verbessern und mit dieser Idee wurde er mehr oder weniger erfolgreich. Dazu brauchte er Mitarbeiter, die seiner Idee folgten und kopierten, was er vordachte. Der Ausgangspunkt aller Aktivitäten war jeweils die Fachkenntnis und der sich daraus ergebende Vorsprung im Markt. Kommunikation fand meist vom Unternehmen zum Verbraucher statt.

Die dafür nötigen Mitarbeitereigenschaften waren Disziplin und Folgschaft. Das übrigens war den Deutschen ein Stück weit in die Wiege gelegt und daher waren sie über viele Jahrzehnte wirtschaftlich auch so erfolgreich. Der Aufholbedarf der Nachkriegszeit und die steigende Bevölkerung sorgten für das nötige Wachstum, sodass dieses System auch gar nicht groß hinterfragt wurde. Zu groß war der Nachfragedruck aus dem Markt.

Irgendwann aber gab es „Störungen“ im Markt. Die traten zwar nicht alle gleichzeitig auf, führten in Summe aber zu Veränderungen.

  • Der Nachfrage- bzw. Verkäufermarkt änderte sich zu einem Angebots- bzw. Käufermarkt. Es gab genügend Ware und darüber hinaus war das zu generierende Wachstum nicht mehr so stark ausgeprägt.

  • Die Käufer wurden emanzipierter. Sie informierten sich und da es nun mehr Anbieter gab, war die Auswahl größer:

  • Steigende Bevölkerungszahlen sorgten zwar für mehr Nachfrage, gleichzeitig stieg aber auch das Angebot an Arbeitskräften. Aus einem Arbeitgebermarkt wurde ein Arbeitnehmermarkt. Die Arbeitskräfte konnten sich aussuchen, wo sie arbeiten wollten.

  • Die steigende Mobilität der Menschen sorgte dafür, das Waren nicht mehr nur an einem Ort gekauft wurden. Es war die Blütezeit der Versender und damit wurden Anbieter plötzlich austauschbar.

  • Die Zunahme der Information über immer mehr Medien sorgte für eine bessere Transparenz im Markt. Das führte zu noch mehr Vergleichbarkeit und damit Marktdruck.

  • Die wirtschaftliche Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern hat durch ihren Eintritt ins vom Arbeitgeber (und damit neutralen Institutionen) bezahlte Arbeitsleben massiv nachgelassen. Das wiederum führte zu einer Verselbständigung. Frau war ihrem Schicksal nicht mehr in dem Maße ausgeliefert.

  • Das Internet schließlich stelle dann die Informationsbeschaffung auf den Kopf. Verbraucher informierten sich umfassend vor dem Kauf und verglichen Preise und Leistungen.

Nun hat all das zugegebenermaßen nichts mit veränderter Führungsarbeit zu tun. Was aber hinter all dem steckt ist die zunehmende Verselbständigung der Menschen insgesamt.

Um es auf den Punkt zu bringen:

 

ArbeitnehmerInnen lassen sich heute nicht mehr vorschreiben, was sie wann und wie zu tun haben.

 

Dieser Sinneswandel musste über kurz oder lang dann auch zu einem veränderten und darauf angepassten Führungsverhalten führen. Darüber hinaus gibt es weitere Aspekte, die dieser Veränderung rechnen tragen müssen, wobei wir trefflich darüber diskutieren könnten, was Ursache und was Auswirkung ist. Mir geht es hier aber nicht um Henne und Ei, sondern um Bewusstmachung an sich.

  • Als Führungskraft ist heute nicht mehr die Fachkenntnis entscheidend, sondern die Führungskompetenz. Mitarbeiter eines Projektteams wählen sich zum Teil schon projektbezogen ihre jeweilige Führungskraft situativ aus und nutzen damit ganz gezielt einzelne Stärken in ihrem Team aus.

  • Viele (grad jüngere) Mitarbeiter haben heute kein Interesse mehr daran, Führungskraft zu werden. Sie wollen sich auf ihre fachlichen Fähigkeiten konzentrieren. Das vermeintliche Ansehen ihres Umfeldes als Führungskraft im Sinne des Status spielt für sie keine so wichtige Rolle mehr.

  • Organisationsdiagramme verlieren zusehends ihre Gültigkeit, weil sich Teams im Projekten auf Zeit zusammenfinden und damit ihre jeweiligen Stärken ausspielen können.

  • Angehörige der Generation Y legen immer mehr Wert auf gemeinsame Zeit mit der Familie. Es geht ihnen nicht darum, weniger zu arbeiten. Sie wollen aber den Sinn ihrer Arbeit verstehen und bei manchen Führungsaktivitäten kann die Sinnhaftigkeit schon mal hinterfragt werden. Diesen Ballast wollen sie nicht.

Weitere interessante Impulse zu Generation Y und Z finden Sie hier:  

 

All das (Veränderungen der Gesellschaft und in den Arbeitsabläufen) führt dazu, dass sich Unternehmen und Führungskräfte heute anders im Umgang mit ihren Mitarbeitern aufstellen müssen. Der bei uns zum Teil schon massiv angekommene Fachkräftemangel sowie der Arbeitnehmermarkt führen dazu, dass sich heute immer mehr Unternehmen bei den Mitarbeitern „bewerben“ müssen.

 

Hier ein passendes Zitat einer ehemaligen Seminarteilnehmerin:

Der Ansatz, nicht einfach neue Methoden der Führung zu erlernen, sondern mich mit der Veränderung von Vorstellungen auseinanderzusetzen, wirkt sehr nachhaltig und wird von mir in meiner Arbeit als Führungskraft mittlerweile täglich in den verschiedensten Situationen angewendet. Ein Umdenken hat definitiv zeitnah stattgefunden und bleibt ein anhaltender Prozess. Sehr positiv war für mich im Seminar der Effekt der Übungen mit freier Rede und den Rollenspielen, die mich teilweise meine eigenen Grenzen erfahren ließen und mich auch darüber hinaus haben gehen lassen. 
Anette Rietdorf, Head of Service Operations der Hornetsecurity GmbH

 

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Führungsarbeit und freue mich, wenn Sie mir Ihre Erfahrungen und Meinung dazu per Mail oder über die sozialen Medien mitteilen.

 

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