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#88 Interimsmanagement – Vorteile und Nachteile der Überbrückung von Stellen auf Zeit

Geschrieben von Mathias Heinrich | 7.12.2018

(Bildquelle: Pixabay)

Eine Führungskraft fällt von heute auf morgen für eine längere Zeit aus und sofort stellt sich die Frage, wie die Zeit bis zur Rückkehr sinnvoll überbrückt werden kann. Lohnt es sich, Interimsmanager ins Unternehmen zu holen oder lässt sich eine Vakanz auch mal locker 3 Monate überbrücken? Welche Möglichkeiten gibt es?

  • Die Mitarbeiter organisieren sich ohne Führungskraft. Das spart zunächst mal Geld für einen Ersatz, birgt aber das Risiko, dass „die Mäuse auf dem Tisch tanzen“. Machen wir uns darüber hinaus bewusst, dass sich unmittelbar „Machtverhältnisse“ innerhalb des Gruppengefüges verschieben werden, denn ein eingeschwungenes System, dem Veränderung widerfährt, wird erst wieder neu einschwingen müssen. Und irgendjemand muss ja schließlich auch Verantwortung übernehmen. Stellt sich auch die Frage, wie sich die Abteilung/Gruppe aufstellt, wenn die eigentliche Führungskraft wieder an Bord ist. Einmal gewonnene Freiheiten werden erfahrungsgemäß nur ungern wieder abgegeben.

  • Die Führungskraft einer anderen Abteilung übernimmt zusätzlich die zeitweise vakante Führung dieser Abteilung. Das ist eine Ressourcen-Frage, denn meist sind Führungskräfte schon gut ausgelastet und „mal eben“ die Nachbarabteilung mit übernehmen, ist dann schon eine Herausforderung.

  • Die Vakanz wird mal eben zum Anlass genommen, die Abteilung aufzulösen. Das sollte eigentlich schon länger geschehen, wurde bisher aber immer wieder verschoben. Diese Aktion zeugt lediglich von einer ausgeprägten Führungsschwäche der übergeordneten Führungskraft.

  • Es wird überlegt, jemanden von außen hereinzuholen. Eine Festanstellung kommt über Zeiträume von 2 – 12 Monaten eher nicht infrage, weil die damit verbundenen Aufwände zu hoch sind und gerade bei Zeitverträgen die nötige Flexibilität nicht gegeben ist. Bleibt also eine Interimsbesetzung.

Natürlich hat auch diese Art der Übergangslösung dedizierte Vor- und Nachteile. Schauen wir sie uns einmal an.

 

Nachteile von Interimsbesetzungen

 

Die Lösung ist vergleichsweise teuer. 

Stimmt vordergründig, denn häufig sind Nebenkosten (Boni, Ziel-Erreichungen, Überstunden), Sozialabgaben und -leistungen (Urlaub) in vereinbarten Stunden-, Tages- oder Monatssätzen enthalten. Damit ist die Kostenseite zu 100% transparent.


Eine Interimsbesetzung kennt die fachlichen Themen, Zusammenhänge und Arbeitsabläufe im Unternehmen nicht. 

Stimmt! Muss sie das? Wofür sind denn die Mitarbeiter da?


Die Interimsbesetzung trifft mangels Wissen möglicherweise falsche Entscheidungen.

Ja, kann passieren. Ist aber eine Frage der Absprache mit zuständigen Vorgesetzten, wieweit Freiräume gegeben bzw. genutzt werden.


Die Interimsbesetzung muss mangels Wissen häufig rückfragen und dann kann die Arbeit gleich von jemandem gemacht werden, der Ahnung hat.

Hier werden zwei Dinge über einen Kamm geschoren. Das Wissen soll bei den Mitarbeitern liegen und diese sollen es anwenden. Eine Führungskraft soll ein Team führen, dazu ist (zumindest bei heutiger Arbeitsteilung) der Umgang mit Menschen wichtiger als das Fachwissen.

 

 

Vorteile von Interimsbesetzungen

  • Es schaut mal jemand von draußen auf bestehende Prozesse und hinterfragt diese auf Sinnhaftigkeit. 

  • Es kommen durch Erfahrungen in anderen Unternehmen neue Ideen von außen in das Team. Anders als bei externen Beratern werden diese Ideen aber nicht nur in Managementrunden auf bunten Folien präsentiert, sondern die Implementierung wird begleitet und damit ganz anders verankert. Erfolge werden so meist schneller sichtbar.

Auf was sollte also bei Interimsbesetzungen geachtet werden. Es sind genau drei Dinge:

Erfahrung und Erfahrung und Erfahrung.

Und zwar weniger die fachliche, sondern ausdrücklich die Erfahrung im Umgang mit Menschen. Diese Erfahrung muss dafür sorgen, dass „kopflose“ Abteilungen ohne Reibungsverlust binnen kürzester Zeit wieder produktiv sind und sich nicht mit Nebenkriegsschauplätzen versuchen, neu zu erfinden. Ein Interimsmanager muss in der Lage sein, sehr schnell die Strömungen und Kräfte im Team zu erkennen und die Stärken und Fähigkeiten zielfokussiert zu nutzen.

 

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, wenn Sie Interimsmanager einsetzen. Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Erfahrungen und Meinung dazu mir per Mail oder über die sozialen Medien mitteilen.

 

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Hier noch ein passendes Zitat eines Seminarteilnehmers:
Was ist eine ideale Führungskraft? Die Managementliteratur gibt uns unzählige theoretische Antworten auf diese Frage. Doch wer weiß nicht, wie groß die berühmte Lücke ist, die sich zwischen Theorie und Praxis befindet? Beljean-Seminare versetzen ihre Teilnehmer praktisch in die Lage, wirkungsvollere Manager zu sein. Das macht sie wertvoll für Menschen, die etwas erreichen wollen. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Carsten Peise, Vorstand accaris financial planning AG

 

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