Im Dezember läuft das Jahr so langsam auf die Zielgerade und es beginnen erste Planungen in Bezug auf das kommende Jahr. Budgetplanungen sind sicher an vielen Stellen schon durch, die Zielgespräche stehen häufig noch aus. Und daher möchte ich das Thema hier und jetzt gern aufgreifen.
Bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts gab es einen eindeutigen Führungsstil, nämlich „Management durch Autorität“. Der Chef hatte immer Recht und seine Erfahrung über viele Jahre gaben ihm auch meist Recht.
Bedingt durch sich ändernde Arbeitsbedingungen im Sinne von Team- und Projektarbeit fing man in den 80er Jahren an, dieses Dogma zu ersetzen durch „Führen über Ziele“. Die Idee dabei war und ist, die Führungskraft gibt dem Mitarbeiter das Ziel vor und der Mitarbeiter oder das Team gestaltet den Weg dorthin eigenständig. Begriffe wie Fehlertoleranz und Fehlerkultur prägten daraufhin die Führungsarbeit ebenso wie die Aussage, Ziele müssen SMART sein, also Spezifisch, Messbar, Erreichbar, Realistisch und Terminiert. Zwei Generationen von Führungskräften und Mitarbeitern haben sich bisher daran abgearbeitet und immer mal wieder gewundert, wenn sich die Ziellinie der Führungskraft nicht mit der des Mitarbeiters überein bringen ließen.
Auch die Beljean Seminare haben seit Anbeginn der Beljean Führungsseminare dafür plädiert, über Ziele zu führen und diese Ziele möglichst so transparent zu machen, dass Führungskraft und Mitarbeiter die gleiche Vorstellung des Zieles haben.
Nun war ich vor einiger Zeit Zuhörer eines Vortrages, der dieses Bild ins Wanken und mich zum Nachdenken gebracht hat. Da stellte sich doch tatsächlich der Referent vorne hin und sagte, dass Planungen im Unternehmen so etwas wie „Business-Theater“ seien – nett anzusehen und als Kulturförderung durchaus dienlich, aber nicht geeignet, um die Unternehmen durch die heutigen schnell wechselnden Einflüsse von außen zu führen.
Seine Begründung dabei klang schlüssig. Was nützt es, wenn ich am Jahresanfang z.B. ein Wachstumsziel von 5% ausgebe, am Ende vielleicht sogar bei 8% rauskomme, der Markt sich jedoch auf Grund nicht vorhersehbarer Tendenzen um 19% vergrößert. Im Ergebnis zahle ich einen Bonus auf Grund der vorgegebenen Zielerreichung, obwohl das Unternehmen Marktanteile verloren hat.
Oder ich gebe ein Ziel von 9% raus, wir erreichen mit viel Mühe +3%, der Markt schrumpft aber plötzlich um 20% - wie in der letzten Krise 2009 geschehen. Dann haben wir die Ziele zwar klassisch verfehlt, sind aber trotzdem Helden, weil wir in einem schrumpfenden Markt gewachsen sind.
Soweit ging der Referent dann doch nicht und führte weiter aus, dass im Vertrieb relative Ziele ein gutes Mittel der Führung seien und mein fragender Blick, was es denn damit auf sich habe, lies ihn weiter ausführen. Es gehe doch am Ende darum, das Unternehmen insgesamt nach vorne zu bringen und dafür zu sorgen, dass dieses auf einen guten Kurs komme und dort bleibe. Daher könne es für Vertriebler sinnvoll sein, an den Zielen des Unternehmens bemessen zu werden. Und die könnten sich je nach Marktlage ja auch alle drei Monate ändern.
Das ist mir etwas weit ausgeholt. Welchen Einfluss hat der Vertrieb auf Personalentscheidungen in der Buchhaltung? Oder auf die Kosten für die Entwicklung neuer Produkte? Diese „relativen Ziele“ halte ich als sinnvoll für die Unternehmensleitung, nicht aber für Teilbereiche. Damit möchte ich die vorgetragene Idee aber nicht pauschal abtun.
Denn in der Tat ist es einfach zu sagen, wir führen über Ziele. Etwas aufwendiger aber inzwischen durchaus schon durchgesetzt hat sich die oben beschriebene Definition der Ziele im Sinne von SMART.
Und an der Stelle möchte ich gern für „Achtsamkeit“ werben, nicht einfach Ziele zu definieren um der Ziele willen. Das wäre nämlich in der Tat „Business -Theater“ und damit nicht wirklich hilfreich. Ich plädiere hingegen für folgende Überlegungen.
Dieses Vorgehen führt zu einer besseren Qualität in der Zieldefinition und insbesondere dazu, Ziele nicht nur der Ziele wegen zu definieren.
Ich für mein Teil werde mich (angeregt durch den Vortrag) auf jeden Fall weiter auf die Suche machen, wie sich Führung über Ziele in den nächsten Jahren ggf. weiter verändert, überholt oder sogar noch verstärkt.
Die Generation Y wird uns dahingehend beeinflussen, was ihr wichtig ist. Sie wird der Benchmark sein und die Messlatte, der wir uns anzupassen haben, wenn wir motivierte und engagierte Mitarbeiter brauchen, um unsere Ziele zu erreichen.
Hier ein passendes Zitat eines ehemaligen Seminarteilnehmers:
Ich kann mich künftig besser auf Kundengespräche vorbereiten, bin ruhiger und gelassener. Auch kann ich jetzt Ziele besser definieren. Mit Ruhe und Gelassenheit werde ich nun schneller ans Ziel kommen.
Markus Pannwitz, selbständiger Handelsvertreter (Mehrfachagent) der Schreiner GmbH
Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg auf dem Weg, gute und richtige Ziele für Ihre Mitarbeiter zu finden und hoffe, dass Sie all Ihre guten Mitarbeiter auf diesem Weg mitnehmen können. Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Erfahrungen und Meinung dazu mir per Mail oder über die sozialen Medien mitteilen.
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