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#167 „Behandele den anderen so, wie du behandelt werden möchtest“ Was für ein Unsinn ist das denn bitte?

Geschrieben von Mathias Heinrich | 3.7.2020

(Bildquelle: Pixabay)

Die Idee hinter diesem Zitat ist ja grundsätzlich gut gemeint. Wir möchten von anderen Menschen gut behandelt werden und deswegen sollten wir andere Menschen ebenso, also auch gut, behandeln. Wenn wir das aber weiterdenken, dann stoßen wir sehr schnell an Grenzen. Und zwar an die Grenzen der Individualität.

Dazu ein erstes Beispiel: Ich liebe gegrillte Steaks und mir kann jemand mit einem ordentlichen Steak (dry aged, glückliche Tierhaltung, anständige Schlachtung, gut zubereitet und serviert) einen echten Gefallen tun. Dann noch einen schönen Rotwein mit viel Tiefgang und nette Gesprächspartner in angenehmer Umgebung und der Abend ist meiner.

Darauf wende ich jetzt mal den Spruch „behandele den anderen so, wie du behandelt werden willst“ an. Mein „anderer“ ist Vegetarier, allergisch auf Alkohol und beschäftigt sich am Liebsten mit Kreuzworträtseln (um ein paar Stereotype zu bedienen). Wird das möglicherweise ein Horror-Abend für meinen Gast? Und dies, obwohl ich ihn so behandele, wie ich behandelt werden möchte oder?

 

Der Spruch muss daher korrekt lauten

„Behandele den anderen so, wie ER behandelt werden möchte“.

 

Damit stehen wir aber gleich vor der nächsten Herausforderung. Denn woher sollen wir wissen, wie der andere behandelt werden will? Tja und genau das ist einerseits die Herausforderung und andererseits der Grund, warum sich der Spruch so falsch in den Köpfen der Menschheit festgesetzt hat.

Vordergründig am einfachsten ist es natürlich, danach zu fragen, wie der „andere“ behandelt werden möchte. Nun trauen sich viele Menschen nicht, zu fragen und die Qualität der Frage bestimmt ja auch immer über die Qualität der Antwort. Bei Steak und Vegetariern ist das noch vergleichsweise einfach mit dem Frage-/Antwortpotenzial. Bei Gefühlen und Gedanken zu bestimmten Themen kann das schon mal eine Herausforderung werden. Heißt aber nicht, sich deswegen gar nicht erst Mühe geben zu müssen.

Wie viele Menschen im Vertrieb habe ich schon gesehen, die nichts anderes im Kopf hatten, als ihre Produkte schnellstmöglich an den (Neu)kunden zu bringen anstatt mal zu fragen, was der denn eigentlich für einen Bedarf hat.

 

 

 

Wie viele Führungskräfte habe ich schon erlebt, die die Mitarbeiter in ihren Teams gleichbehandelt haben, anstatt auf individuelle Stärken (und Schwächen) einzugehen und durch unterschiedliche Ansprache die intrinsische Motivation ihrer Mitarbeiter gezielt zu fördern.

Menschen sind so unterschiedlich und einzigartig wie ihr Stärken- und Potenzialset, daher müssen sie auch so behandelt werden.

Ein zweites Beispiel aus dem Sport. Der Trainer stellt sich vor die Mannschaft und sagt „nehmt euch mal ein Beispiel an xyz!“ Spieler A (leistungsschwächer als xyz) nimmt sich ein Beispiel und kann seine Leistung steigern. Spieler B hingegen (bisher leistungsstärker als xyz) sieht das für sich als Grund, in seiner Leistung nachzulassen.

Ein vielleicht einfaches Beispiel, das aber den Zusammenhang deutlich macht, welche Gefahr darin besteht, Menschen „über einen Kamm zu scheren“.

 

Das Spannende in der Menschenführung (sowohl im Vertrieb als auch in der Führung) ist doch, die Unterschiedlichkeit der Menschen herauszufinden und genau dort anzudocken.

 

Wenn Ihnen das gelingt, dann werden Sie überproportional erfolgreich im Vertrieb oder Sie bespielen das Thema Leadership. Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg und gutes Erkennen bzw. Gelingen. Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Erfahrungen und Meinung dazu mir per Mail oder über die sozialen Medien mitteilen.

 

Lesen Sie dazu auch folgende interessante Blog-Artikel:

 

Hier noch das passende Zitat eines Teilnehmers:
Ich habe sehr viel für meine Führungsarbeit mitgenommen, da mein Blick vom Sachlichen auf das „System Mensch“ gelenkt wurde. Geholfen haben mir dabei die Übungen wie z.B. die verschiedenen Mitarbeitergespräche mit jeweils anschließender Aufarbeitung der Verbesserungspotenziale. Ich nehme für mich mit, dass Zeit mein Leben ist.
Bernhard Pecho, geschäftsführender Gesellschafter der SMI tech GmbH, Hannover

 

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