Paradigmen oder Glaubenssätze bestimmen in großen Teilen unser Handeln. Was sind die Vor- und Nachteile für Führungskräfte dabei?
Auch hier zunächst eine Begriffsdefinition und Abgrenzung.
Paradigma wird lt. Wikipedia definiert als „ein gewisser allgemein anerkannter Konsens über Annahmen und Vorstellungen, die es ermöglichen, für eine Vielzahl von Fragestellungen Lösungen zu bieten“.
Ein Glaubenssatz ist (nach meiner Definition) die Grundlage für ein bestimmtes Verhalten, die mich in der Vergangenheit zu einem für mich positiven Ergebnis geführt hat.
Sind Glaubenssätze und Paradigmen damit das gleiche?
Wissenschaftlich betrachtet sicher nicht, für den praktischen Alltag gibt es da sicher eine gewisse Schnittmenge. Glaubenssätze sind sicher eher persönlich und individuell geprägt, bei Paradigmen steht eine gewisse Allgemeingültigkeit dahinter.
Was sind nun die Vorteile, sich auf Paradigmen und Glaubenssätzen zu verlassen?
Nun, es ist die Erfahrung, die uns an dieser Stelle hilft, das Unbekannte, was uns Morgen und Übermorgen widerfährt, in Ansätzen vorherzusagen und damit eine gewisse Sicherheit mitzunehmen, dass es schon gut gehen wird.
Was aber sind die Nachteile dabei?
Zwei Dinge sind es, die uns dabei massiv in die falsche Richtung leiten können.
- Wer sagt, dass das Vorgehen (der Glaubenssatz), was sich in der Vergangenheit als goldrichtig erwiesen hat, auch Morgen zum Erfolg führen wird. Vielleicht haben sich Parameter geändert, was insgesamt zu anderen Ergebnissen führen wird? Bei einer sich immer schneller verändernden Welt ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass sich Randbedingungen geändert haben, die zu anderen Ergebnissen führen werden.
- Wer sagt, dass z.B. Technologien oder Industrien oder gar Gesellschaften (Paradigmen) ewig leben werden – nur, weil sie zu ihrer Zeit sehr erfolgreich nachgefragt wurden?
Ein Paradebeispiel ist die Schweizer Uhrenindustrie, die zwar die Quarzuhr erfunden, aber sich damit fast komplett selbst abgeschafft hat. Es hat Jahrzehnte gebraucht, um überhaupt wieder wahrgenommen zu werden. Was war passiert? Ein Paradigmenwechsel hin zur Quartzuhr bescherte dem Aushängeschild der Schweizer Wirtschaft fast den Garaus.
Weitere Beispiele sind die Schallplatte, das H4-Licht im Auto, die Kugelkopfschreibmaschine oder (grad mittendrin) der Verbrennungsmotor. Was wird aus unserem Geld werden – ich meine unser Hartgeld und Scheine? Da hängen dann übrigens auch mal so eben die Banken dran. Bitcoin braucht keine Bank mehr. Übrigens hat die Schweizer Uhrenindustrie ähnlich über die Quartzuhr gelächelt, wie die Banken über Kryptowährungen. Die Geschichte wiederholt sich.
Was passiert, wenn sich Regeln ändern?
Wenn sich also Regeln ändern, dann sprechen wir von einem Paradigmen-Wandel. Wenn das so radikal geschieht, wie grad beschrieben, dann fallen alle Teilnehmer in diesem Spiel gnadenlos auf 0 zurück und meist kommen dann Nischenanbieter schnell und flexibel empor und mischen den Markt neu auf. Die großen und behäbigen Tanker wundern sich häufig über diese Schnellboote. Mit etwas Glück (aus ihrer Sicht) können sie dann neue Marktanteile mit Rücklagen aus alter Marktmacht und Aufkäufen sichern. Sonst verschwinden sie in der Bedeutungslosigkeit (Kodak, AEG, Grundig etc.).
Fazit:
Verlassen Sie sich nicht auf Ihre persönlichen Glaubenssätze oder gesellschaftlich akzeptierten Paradigmen. Stellen Sie sich und Ihr Handeln immer auf den Prüfstand. Haben Sie gern Ihre Erfahrungen im Hinterkopf. Lassen Sie sich nur nicht davon leiten. Führungskräfte leben für und von Veränderung!
Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich gedanklich von Paradigmen und Glaubenssätzen freimachen können, um so kreativ auf neue und zielführende Ideen zu kommen. Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Erfahrungen und Meinung dazu mir per Mail oder über die sozialen Medien mitteilen.
Lesen Sie dazu auch folgende Blog-Beiträge:
- Früher war alles viel besser? Wie sich die heutige Führung gegenüber früher verändert hat.
- Führungskraft oder Coach? Was ist eigentlich Ihre Aufgabe?
- Was der Bauch Führungskräften zuverlässig auf den Weg mitgibt.
Hier noch ein passendes Zitat eines ehemaligen Seminarteilnehmers:
Das Seminar war überaus nützlich für mich. Nun sind meine Kraft, mein Wille und meine Energie zur Veränderung gefordert. Mir ist deutlich geworden, dass die Grundlage für die Veränderung die Inkohärenz zwischen dem Status Quo und meinem inneren Bild ist. Diese gilt es überein zu bringen. Es hat mich sehr gefreut, an diesem besonderen Seminar teilzuhaben. Dafür möchte ich ein großes Lob und vielen Dank an dich Mathias aussprechen.
Helmut Schäfer, stellvertretender Vorstand der Abfallwirtschaft Heidekreis AHK, Soltau
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